Nachrichten-Archiv

30.06.2016

Inkontinent durch Rauchen und Übergewicht?

Nicht nur die Dunkelziffer der Menschen mit Inkontinenz ist extrem hoch - es sind oft erstaunliche Gründe, die zu einer schwachen Blase führen. Dr. Lucas Hegenscheid erklärt am Weltinkontinenztag, welche das sind.
Immanuel Klinik Rüdersdorf - Immanuel Diakonie - Dr. Lucas Hegenscheidt - Weltinkontinenztag- Internationaler Inkontinenztag - Inkontinenz

Immer auf der Suche nach der nächsten Toilette? Blasenschwäche ist extrem lästig

Dr. med. Lucas Hegenscheid hat uns die wichtigsten Fragen rund ums Thema Inkontinenz beantwortet

Millionen sind betroffen, doch aus Scham schweigen die Meisten: Inkontinenz ist in Deutschland eine Volkskrankheit. Ziel des Internationalen Inkontinenztages am 30. Juni ist deshalb, das Thema ins öffentliche Bewusstsein zu holen. Nicht nur Frauen nach der Schwangerschaft sind betroffen. Auch Übergewicht und ein falscher Lebenswandel können zu Blasenschwäche führen.

Dr. med. Lucas Hegenscheid, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe und Chefarzt der Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe in der Immanuel Klinik Rüdersdorf, hat uns die wichtigsten Fragen zum Thema Blasenschwäche beantworten.

Wie viele Menschen leiden in Deutschland an Inkontinenz? Wer sind die Betroffenen?

Die genaue Anzahl und die prozentuale Verteilung sind unklar. Allerdings sind wesentlich mehr Frauen betroffen. Die Dunkelziffer der Inkontinenzkranken ist gerade unter den Jüngeren sehr hoch, da diese Probleme extrem schambehaftet sind. Bekannt ist, dass in Altersheimen sogar circa fünfzig Prozent der Bewohner über Inkontinenzprobleme klagen. Von den Krankenkassen werden jährlich circa fünf Milliarden Euro für Inkontinenzhilfen ausgegeben.

Was sind die häufigsten Ursachen für Inkontinenz?

Man muss unterteilen in unbeeinflussbare Risikofaktoren, wie eine genetische Vorbelastung beim Bindegewebe, organische Normvarianten von Geburt an und beeinflussbare Risikofaktoren. Hierzu zählen besonders Übergewicht, körperliche Inaktivität und Rauchen. Die wenigsten Fälle werden durch Unfälle, wie Beckenbodenfrakturen oder neurologische Schäden am Rückenmark, hervorgerufen.

Wie können Übergewicht und zu wenig Bewegung zu Inkontinenz führen?

Die permanente Belastung und der Druck auf Beckenboden und Blase führen oft zu einer Belastungsinkontinenz. Bei Anstrengung, wie beispielsweise Treppensteigen, kommt es so zu unkontrolliertem Urinverlust. Zu wenig Bewegung führt dazu, dass die Beckenbodenmuskulatur verkümmert. Sie sorgt für die Stabilität und Stütze der inneren Organe und für die Funktionen der Schließmuskulatur von Blase und Darm. 

Was kann man tun, um Inkontinenz vorzubeugen? 

Sport ist wichtig. Das kann gezieltes Beckenbodentraining durch Pilates oder Yoga sein, oder auch Schwimmen. Kontraproduktiv wirken nur wenige Sportarten, wie Volleyball oder Springen auf dem Trampolin. Die Stoßwirkung beeinträchtigt die Stabilität des Beckenbodens. Im Allgemeinen lässt sich auch durch Gewichtsabnahme das Risiko reduzieren. Die vorbeugenden Maßnahmen sind relativ klar. Es geht hier um den allgemeinen Lebenswandel. 

Aber wie kann Rauchen zu Inkontinenz führen?

Der Kohlenstoffmonoxidgehalt im Blut steigt beim Rauchern und der Sauerstoffanteil sinkt. Das führt zu Gefäß- und Bindegewebsschäden und die Durchblutung nimmt ab. Dadurch wird Inkontinenz begünstigt.

Besteht die Gefahr für Frauen, durch die Geburt eines Kindes inkontinent zu werden?

In der Schwangerschaft drückt das Gewicht des Kindes auf die Organe und den Beckenboden. Deshalb ist Beckenbodentraining besonders vor der Schwangerschaft und Entbindung wichtig, aber auch noch danach. Die Entbindung selbst hat den geringsten Anteil an einer Inkontinenz. Die Frauen merken diese meist erst nur, wenn das Kind schon auf der Welt ist. Eine Gefahr der Überdehnung bei der Geburt besteht in sehr wenigen Fällen. Beispielsweise wenn das Kind mehr als 4000 Gramm wiegt.

Ist es nur ein Mythos, dass man inkontinent wird, wenn man zu oft auf die Toilette geht oder den Harndrang zu lange zurückhält?

Wenn man zu oft auf die Toilette geht, führt das zu keiner Schädigung. Allerdings kann man sich dieses Verhalten nur schwer wieder abtrainieren. Auch den Toilettengang länger als angenehm zurückzuhalten, schädigt die Organe nicht – dennoch sollte man natürlich auf die Toilette gehen, wenn man muss!

 
 
 
Alle Informationen zum Thema

Onkologisches Versorgungszentrum Märkisch-Oderland

  • Ganzheitliche Versorgung von Krebspatienten in Märkisch-Oderland. direkt zum OVZ

Direkt-Links